Projekt B01: Verschränkte atomare Ensembles mit Einzel-Teilchen-Auflösung für die Quantenmetrologie

Im Rahmen dieses Projekts werden wir metrologisch nutzbare Verschränkungen mit Hilfe von Spin-abhängigen Wechselwirkungen in einem Bose-Einstein-Kondensat erzeugen, um das Standard-Quanten-Limit (SQL) zu überwinden. In einem neuen, speziell ausgerichteten Experimentaufbau werden mit Hilfe einer Detektion, die die Anzahl der Atome auf einzelne Teilchen genau bestimmen kann, Sensitivitäten jenseits des SQL demonstriert. Für Ensembles mit mehr als hundert Atomen liegen diese nahe am Heisenberg-Limit und für Ensembles mit bis zu 105 Atomen um mehr als 20 dB jenseits des SQL. Die erhöhte Sensitivität der erzeugten Zustände wird genutzt, um ein Magnetometer und eine Frequenzmessung jenseits des SQL zu implementieren.

Einführung

Atominterferometer zählen heute zu den präzisesten verfügbaren Sensoren. Sie sind fundamental limitiert durch das Standard-Quanten-Limit, wenn sie mit unkorrelierten Teilchen betrieben werden. Die Verwendung von verschränkten Teilchen kann diese Grenze überwinden, sodass die Empfindlichkeit nicht mehr durch das SQL, sondern durch das Heisenberg-Limit begrenzt wird. Durch die Spin-abhängigen Wechselwirkungen in Bose-Einstein-Kondensaten kann eine metrologisch nutzbare Verschränkung in atomaren Ensembles erzeugt werden.  

Im Projekt A02 wurde bereits gezeigt, dass die Verschränkung in Atominterferometern genutzt werden kann, um die Messgenauigkeit über das SQL hinaus zu erhöhen. Die erreichten Sensitivitäten wurden durch die begrenzte Auflösung bei rund 15 Atomen limitiert. Das Projekt B01 zielt nun darauf ab, die Erzeugung von verschränkten Vielteilchenzuständen mit einem einzelne Atome auflösenden Detektionsschema zu kombinieren, um eine Heisenberg-limitierte interferometrische Sensitivität zu demonstrieren.

Ergebnisse

Die Heisenberg-limitierte Atominterferometrie erfordert einen speziell ausgerichteten Experimentaufbau, der innerhalb der ersten Förderperiode aufgebaut wird. Wir haben bereits ein neues Detektionsschema mit Fluoreszenzdetektion in einer magneto-optischen Falle (MOT) implementiert, um eine Einzelteilchenauflösung zu erreichen. Im Gegensatz zur Absorptionsdetektion wird das Signal-Rausch-Verhältnis durch die lange Lebenszeit der MOT und das große Signal gestreuter Photonen stark verbessert.

Einzelteilchenauflösung. Das Histogramm zeigt die Häufigkeit der erfassten Atomzahl in wiederholten Zählversuchen

Ein neuer Versuchsaufbau, bestehend aus einer 3D-MOT, welche von einer 2D+-MOT geladen wird, ist bereits aufgebaut. Mit diesem Versuchsaufbau konnte eine der Hauptanforderungen, die einzelteilchenauflösende Detektion, bereits verwirklicht werden. Die obige Abbildung zeigt die momentane Auflösung. Auf der x-Achse wurde die Anzahl der gezählten Fluoreszenz-Photonen in eine Schätzung der gemessenen Atomzahl umgewandelt. Die y-Achse des Histogramms zeichnet die Häufigkeit der Ereignisse in wiederholten Zählversuchen auf. Das Histogramm zeigt deutlich, dass das Detektionssystem mit hoher Genauigkeit zwischen ganzzahligen Atomzahlen für bis zu 20 Atome unterscheidet.  

Extrapolation der Zweipunktvarianz und des Rauschmodells.

Die zweite Abbildung zeigt die Zweipunktvarianz für die in der ersten Abbildung dargestellten Daten. Das Rauschen der Streurate (in blau dargestellt) ist der dominante Rauschbeitrag. Mit Hilfe des Rauschmodells kann der Grenzwert der Einzelteilchenauflösung extrapoliert werden, welcher bei 390 Atomen erreicht wird (siehe oben).

Das einzelteilchenauflösende Detektionssystem ermöglicht es, die Anzahl der Atome in der MOT mit der Genauigkeit eines einzelnen Atoms zu stabilisieren, wie in der folgenden Abbildung (a) dargestellt. Durch den Einsatz eines kontrollierten Verlustmechanismus kann die anfängliche Anzahl der Atome reduziert werden, bis die Zielatomzahl erreicht ist. Ebenso kann die Anzahl der Atome in einer Magnetfalle durch kontrollierte RF-Verlustimpulse stabilisiert werden wie in Abbildung (b) gezeigt.

Stabilisierung der Atomzahl. (a) In einer MOT kann sie stabilisiert werden, indem das Rückpumperlicht für kurze Zeit ausgeschaltet wird, bis die Sollzahl an Atomen erreicht ist. (b) In einer Magnetfalle durch Verwenden von von RF-Verlustimpulsen

Zukunft

Der nächste Schritt in Richtung Atominterferometrie ist die Erzeugung von Bose-Einstein-Kondensaten. Die benötigten Komponenten und Methoden werden vorbereitet und derzeit von uns in unseren Versuchsaufbau implementiert (siehe Abbildung 4). Die Spin-abhängigen Wechselwirkungen in einem Bose-Einstein-Kondensat erzeugen metrologisch nutzbare Verschränkungen. In Kombination mit unserem Detektionssystem, das die Anzahl der Atome auf einzelne Teilchen genau bestimmen kann, sind dies die Schlüsselfaktoren für eine Sensitivität jenseits des SQL. Unser neuer Versuchsaufbau wird genutzt, um ein Magnetometer und eine Frequenzmessung jenseits des SQL zu implementieren.


Veröffentlichungen

Zeige Ergebnisse 1 - 8 von 8

Feldmann P, Anders F, Idel A, Schubert C, Schlippert D, Santos L et al. Optimal squeezing for high-precision atom interferometers. 2023 Nov 17. Epub 2023 Nov 17.
Hetzel M, Pezzè L, Pür C, Quensen M, Hüper A, Geng J et al. Tomography of a Number-Resolving Detector by Reconstruction of an Atomic Many-Body Quantum State. Physical review letters. 2023 Dez 26;131(26):260601. doi: 10.48550/arXiv.2207.01270, 10.1103/PhysRevLett.131.260601
Pür C, Hetzel M, Quensen M, Hüper A, Geng J, Kruse J et al. Rapid generation and number-resolved detection of spinor Rubidium Bose-Einstein condensates. Physical Review A. 2023 Mär 6;107(3):033303. doi: 10.48550/arXiv.2301.08172, 10.1103/PhysRevA.107.033303
Vitagliano G, Fadel M, Apellaniz I, Kleinmann M, Lücke B, Klempt C et al. Number-phase uncertainty relations and bipartite entanglement detection in spin ensembles. Quantum. 2023 Feb 9;7:914. Epub 2021 Apr 12. doi: 10.48550/arXiv.2104.05663, 10.22331/q-2023-02-09-914
Kristensen MA, Christensen MB, Gajdacz M, Iglicki M, Pawłowski K, Klempt C et al. Observation of Atom Number Fluctuations in a Bose-Einstein Condensate. Physical Review Letters. 2019 Apr 26;122(16):163601. Epub 2019 Apr 22. doi: 10.48550/arXiv.1812.03064, 10.1103/PhysRevLett.122.163601
Pezzè L, Gessner M, Feldmann P, Klempt C, Santos L, Smerzi A. Heralded Generation of Macroscopic Superposition States in a Spinor Bose-Einstein Condensate. Physical Review Letters. 2019 Dez 31;123(26):260403. Epub 2019 Dez 27. doi: 10.48550/arXiv.1712.03864, 10.1103/PhysRevLett.123.260403
Kristensen MA, Gajdacz M, Pedersen PL, Klempt C, Sherson JF, Arlt JJ et al. Sub-atom shot noise Faraday imaging of ultracold atom clouds. Journal of Physics B: Atomic, Molecular and Optical Physics. 2017 Jan 17;50(3):034004. doi: 10.1088/1361-6455/50/3/034004
Gajdacz M, Hilliard AJ, Kristensen MA, Pedersen PL, Klempt C, Arlt JJ et al. Preparation of Ultracold Atom Clouds at the Shot Noise Level. Physical Review Letters. 2016 Aug 12;117(7):073604. doi: 10.1103/PhysRevLett.117.073604, 10.15488/3592
Alle Publikationen des Sonderforschungsbereichs

Projektleiter

apl. Prof. Dr. Carsten Klempt
Vorstand
Adresse
Welfengarten 1
30167 Hannover
Gebäude
Raum
Adresse
Welfengarten 1
30167 Hannover
Gebäude
Raum
Prof. Dr. Luis Santos
Vorstand
Adresse
Appelstraße 2
30167 Hannover
Gebäude
Raum
249
Adresse
Appelstraße 2
30167 Hannover
Gebäude
Raum
249

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Martin Quensen
Adresse
Welfengarten 1
30167 Hannover
Gebäude
Raum
Martin Quensen
Adresse
Welfengarten 1
30167 Hannover
Gebäude
Raum